Der August 2023 brachte mit dem Zusammenbruch der Project-Immobilen-Gruppe ein weiteres Insolvenzdrama innerhalb der angeschlagenen Baubranche. Sie wird derzeit von steigenden Zinsen und hohen Baukosten in die Zange genommen. Beide Effekte bringen viele Immobilienentwickler und Bauherrn in eine Schieflage.
Im Fall der Nürnberger Project-Immobilien-Gruppe ist sie existenzbedrohend. Das Drama nahm im August seinen Anfang, als zunächst vier operative Einheiten des Unternehmens einen Insolvenzantrag gestellt haben. Schnell mussten auch zwei in Bamberg ansässige Vertriebsfirmen des verschachtelten Unternehmens den Gang zum Amtsgericht antreten und Konkurs anmelden.
Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Volker Böhm von der Kanzlei Schulze & Braun bestellt. Er teilte Anfang September mit, dass inzwischen auch 56 der 118 Baustellen-Gesellschaften der Project-Gruppe einen Insolvenzantrag gestellt haben. Betroffen sind zahlreiche Bauprojekte in Berlin. Es ist allerdings zu befürchten, dass das Ende der Entwicklung damit noch nicht erreicht ist.
Eine Besonderheit in der Branche: Keine Bankenfinanzierung
Betroffen sind nach einem Bericht des Handelsblatts mindestens 33 Gesellschaften mit laufenden oder nahezu abgeschlossenen Bauprojekten. Arbeitnehmer, die jetzt um ihren Job fürchten müssen, beschäftigen diese Gesellschaften nicht, denn die Project-Gruppe betrieb das Management ihre Baustellen in ganz Deutschland mit einem zentralen Steuerungsarm von Nürnberg aus.
Bangen müssen allerdings die auf den Baustellen beschäftigten Auftragnehmer wie Bauunternehmen und Handwerker um ihre offenen Rechnungen und die investierten Anleger. Letztere fürchten nun um ihre Einlagen, denn anders als in der Branche üblich, finanzierte die Project-Immobilien-Gruppe ihre Bauvorhaben nicht über eine Mischfinanzierung aus Anlegergeldern und Bankkrediten, sondern zu 100 Prozent über die Einlagen der Anleger.
Damit brauchen sich die Banken, um diese Insolvenz nicht allzu sehr zu sorgen. Ihr Geld steht unmittelbar nicht im Regen. Sorgen müssen sich rund 30.000 Privatanleger, die der Project-Gruppe in den vergangenen Jahren 1,4 Milliarden Euro anvertraut haben. Dieses Geld ist nun in höchster Gefahr, denn es steckt in unvollendeten Immobilienprojekten oder ist bereits vollkommen verloren, weil es beispielsweise als Vertriebsprovision ausgezahlt wurde.