In den ersten sechs Monaten dieses Jahres registrierte die Wirtschaftsauskunftei „Creditreform“ insgesamt 8.400 Firmenpleiten, wie sie Ende Juni mitteilte. Dies bedeute eine Steigerung um 16,2 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022. Eine höhere prozentuale Zunahme im Vergleichszeitraum gab es laut Creditreform zuletzt im Jahr 2002.
Hatte sich Deutschland während der Corona-Pandemie noch damit gerühmt, dass die Zahl der Insolvenzen trotz Lockdowns und total abgewürgter Wirtschaft ausgesprochen niedrig war, so hat sich das Blatt inzwischen vollkommen gewandelt. Der Trend sinkender Insolvenzzahlen ist gebrochen und hat definitiv gedreht.
„Die enormen Kostenbelastungen durch zu hohe Energie- und Materialpreise zeigen Wirkung“, erklärte Patrik-Ludwig Hantzsch, der Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform. „Die Inflation verunsichert Verbraucher und bremst die Kauflaune deutlich.“
Die Corona-Hilfen werden nun zu einem Bumerang
Was in der Corona-Krise gut gemeint war, wird für viele Unternehmen nun zu einer sehr großen Belastung. „Für viele Betriebe werden die großzügig verteilten Staatsgelder der Vergangenheit jetzt zum Bumerang. Die Rückzahlungen der Hilfen und teils verschleppte Anpassungen des Geschäftsmodells führen bei dauerhaft steigenden Zinsen in die finanzielle und wirtschaftliche Sackgasse“, beschreibt Hantzsch den Zusammenhang.
Unangenehm ist besonders, dass die Zahl der mittleren und großen Unternehmen, die Konkurs anmelden, deutlich zugenommen hat und um 67 Prozent über dem Niveau des Vorjahres liegt. Bei Unternehmen mittlerer Größe mit 51 bis 250 Beschäftigten beobachtete Creditreform sogar einen Anstieg der Insolvenzen um 133,3 Prozent.
Ein weniger starker Anstieg war bei den Insolvenz der Kleinunternehmen zu verzeichnen. „Globale Krisen wie die Pandemie oder die Energiepreisinflation haben auf größere Unternehmen direktere und unmittelbarere Auswirkungen“, berichtet Experte Hantzsch und verweist darauf, dass derzeit sehr viele GmbHs unter den Insolvenzkandidaten zu finden sind.