Der Mensch kann sich in den unterschiedlichsten Situationen besser bewähren, als die meisten Menschen denken. Wir haben Sinnesorgane, die über die vergangenen Jahrzehnte letztlich etwas an Qualität verloren haben, da uns sprichwörtlich die Übung fehlt. Wir sind dennoch den Mächten der Natur kaum vollkommen ausgesetzt, wenn wir die Sinne wieder zu nutzen lernen. Sie können Ihre Sinne trainieren und „schärfen“, wie es sprichwörtlich heißt.
Schärfen Sie Ihre Sinne
Der Mensch verfügt im klassischen über fünf Sinne: Tasten, sehen, hören, riechen und schmecken. Wissenschaftlicher haben jedoch über die Jahre weitere Sinne des Menschen erforscht und zählen heute auch den Gleichgewichtssinn, den Temperatursinn sowie die Körperempfindung dazu.
Was heißt das? Vor allem Geruch, Sehkraft, Geschmackssinn, Tastsinn und auch die Hörfähigkeit ermöglichen Ihnen beispielsweise Orientierung. So sollten Sie schon in normalen Situationen Ihre Sinne diesbezüglich schärfen. Konkret können Sie zu jedem Zeitpunkt auf den Straßen überlegen und sich orientieren, wo Du bist. Dabei bedienen Sie sich in erster Linie Ihrer Sehkraft.
Wo sind Sie?
Die Frage, wo Sie sind, entscheidet über die Orientierung im Raum. Wenn Sie in etwa bestimmen können, von welchem Punkt aus Sie sich aufmachen, dann können Sie recht einfach zumindest diesen Ort jederzeit wieder finden. Dabei greifen Sie auf die Lehre der alten Griechen zurück. Sie müssen lediglich einige Linien abgehend vom Punkt Ihres Aufbruchs aus bilden. Der Schnittpunkt stellt Ihren Standort dar.
Was ist gemeint? Sie suchen sich mehrere markante Punkte. Dies könnte ein Kirchturm sein, ein anderes hohes Gebäude, ein entfernter Gipfel oder aber ganz spezifische Strommasten. Gedanklich konstruieren Sie von Ihrem Standort aus Linien zu diesen Punkten und stehen so in einem bestimmten Verhältnis genau im Schnittpunkt dieser Linien.
So können Sie von anderen Orten aus jeweils einen markanten Punkt in den Blick nehmen und sich in einer Weise um diesen Punkt herum bewegen, der es Ihnen ermöglicht, auch die anderen Punkte wieder zu finden. Relativ schnell müssten Sie alleine mit Ihrer Sehfähigkeit zumindest Ihren Ausgangspunkt wieder bestimmen beziehungsweise finden können.
Idealer sind sogar Ortsbestimmungen von erhöhten Punkten in der Landschaft aus. Dabei lohnt es sich durchaus, auch die Sonne als markanten Punkt zu wählen, wenn Sie die Uhrzeit einschätzen können. Als kleinen Merksatz können Sie dabei verinnerlichen: „Im Osten geht die Sonne auf, im Süden steigt sie hoch hinauf, im Westen wird sie untergehen, im Norden ist sie nie zu sehen“.
Übungen zum Sinne schärfen
Die Sinne sind das Tor zu Welt. Daher ist es unerlässlich, diese regelmäßig zu trainieren und zu schärfen. Es gibt verschiedene Übungen, die Sie dabei unterstützen können. Einige dieser Übungen stellen wir Ihnen heute vor:
- Geruch- und Geschmackssinn: Beide dieser Sinne werden unter anderem beim Essen genutzt. Unsere Nase ist dabei Hinweisgeber auf Gefährliches – beispielsweise erkennt sie den Geruch von verdorbenen Essen und warnt uns so davor, jenes zu uns zu nehmen. Mit unserer Zunge nehmen wir zudem den Geschmack wahr. Dabei unterscheiden die einzelnen Geschmacksfelder sich in ihrer Wahrnehmung zwischen süß, sauer, salzig und bitter. Um diese Sinne zu trainieren, gibt es verschiedene Ansätze.
- Bewusstes Essen: Wann haben Sie zum letzten Mal ein Stück Apfel bewusst gegessen? Damit ist nicht gemeint, dass Sie sich aktiv für den Apfel entschieden haben – vielmehr geht es darum, den Apfel in seinem ganzen Geschmackserlebnis wahrzunehmen. Die härtere Schale, der leicht säuerliche Geschmack, der nach und nach einem süßen Geschmack weicht. Diese Übung wird im Achtsamkeitstraining häufig durchgeführt. Dazu schließen Sie Ihre Augen und konzentrieren sich voll und ganz auf den Geschmack, die Konsistenz und das Kauen Ihres Essens. Riechen Sie zunächst an Ihrem Essen und lassen Sie den Geruch wirken. Dann lassen Sie sich Zeit und nehmen Sie jeden Bisschen langsam und bewusst ein. Erst, wenn Sie alles sorgsam zerkaut und heruntergeschluckt haben, folgt der nächste Bissen.
- Gerüche raten: Ähnlich können Sie es mit Gerüchen, beispielsweise von verschiedenen Kräutern, gestalten. Schließen Sie auch hier Ihre Augen und nehmen Sie einen Geruch oder eine Gewürzdose Ihrer Wahl zur Hand. Schnuppern Sie nun intensiv am Geruchsträger und versuchen Sie, den Geruch in Gänze aufzunehmen. Dies können Sie auch als Übung mit einem Partner durchführen, indem Sie sich gegenseitig Gerüche anbieten und erraten, um was es sich handelt.
- Tastsinn: Der Tastsinn beschreibt alles, was unsere Haut an Berührungen wahrnimmt. Dabei nehmen wir beispielsweise wahr, ob etwas nass, kalt, hart oder weich ist. Man spricht hierbei auch von der haptischen Wahrnehmung.
- Barfußgehen: Auch, wenn wir alle so sehr an unser schützendes Schuhwerk gewöhnt sind, kann es helfen, hin und wieder barfuß zu gehen. Konzentrieren Sie sich dann völlig auf das, was Sie mit Ihren Füßen ertasten. Gehen Sie auf einer asphaltierten Straße? Sind dort Rillen oder gar kleine Steinchen auf Ihrem Weg? Oder gehen Sie vielleicht über eine Wiese, geschmückt mit Blumen und Grashalmen, die an Ihren Sohlen kitzeln?
- Alternativ können Sie auch generelle Tasträtsel machen. Setzen Sie sich beispielsweise vor einen gut gefüllten Obstkorb und versuchen Sie mit geschlossenen Augen zu ertasten, welches Obst Sie gerade in der Hand halten.
- Hörsinn: Das Hören, oder die auditive Wahrnehmung, ist ein weiterer wichtiger Sinn. Sie hilft uns Gefahren zu erkennen, uns zu orientieren und uns miteinander zu verständigen.
- Von wo kommts: Diese Übung können Sie mit einem oder mehreren Partnern durchführen. Dazu stellen oder setzen Sie sich in die Mitte eines Raumes, die anderen Teilnehmer bewegen sich leise um Sie herum und geben immer wieder Laute von sich, anhand derer Sie die Teilnehmer lokalisieren sollen. Für einen extra Schwierigkeitsgrad kann Hintergrundmusik oder ähnliches eingestellt werden.
- Sehkraft: Die Sehkraft nutzen wir alle täglich und ständig. So manch einer wird dabei von einer Brille oder Kontaktlinsen unterstützt – allein die frühe Erfindung dieser Hilfsmittel zeigt, wie wichtig das Sehen für uns Menschen ist.
- Peripheres Sehen: Stellen Sie sich auf einen Belebten Platz und fokussieren Sie sich zunächst auf einen Punkt. Versuchen Sie nun – ohne den Blick schweifen zu lassen – möglichst viele Randeindrücke wahrzunehmen. Auch diese Übung können Sie mit mehreren Teilnehmern absolvieren und anschließend Ihre Eindrücke vergleichen. Sie werden erstaunt sein, wie sehr diese auseinander gehen können.