Wer heute einen Blick auf die Verteilung der weltweiten Wirtschaftskraft wirft, hat Grund, sich verwundert die Augen zu reiben. Denn zum ersten Mal liegt das Bruttoinlandsprodukt der führenden Schwellenländer über jenen der führenden Industrienationen.
Als Letztere können die G7-Staaten angesprochen werden. Zu ihnen gehören, in Asien lediglich Japan, in Nordamerika Kanada und die USA und in Europa Frankreich, Italien, Großbritannien und Deutschland. Die führenden Schwellenländer sind die sogenannten BRICS-Staaten, also Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika.
Über Jahrzehnte hinweg dominierten die G7-Staaten die wirtschaftlichen Statistiken, doch in der Zwischenzeit liegt das Bruttoinlandsprodukt der BRICS-Staaten über jenen der führenden Industrienation. Das hat verschiedene Konsequenzen. Eine der wichtigsten Folgen betrifft die Währungen, denn ihre Wechselkurse spiegeln neben den aktuellen Zinssätzen immer auch die Wirtschaftskraft der jeweiligen Länder wider.
An dieser Stelle droht insbesondere den USA mittel- bis langfristig Ungemach, denn ihre Währung ist seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht nur die führende Welthandelswährung. Auch alle Rohstoffabrechnungen wurden in der Vergangenheit allein in US-Dollar abgewickelt.
Die Ablösung des US-Dollars schreitet voran. Gold könnte die Lücke füllen
Mit dieser Tradition brechen immer mehr Länder. Sie entscheiden sich dazu, ihren Handel in ihren lokalen Währungen abzuwickeln. Der Krieg in der Ukraine und die auf ihn folgenden Sanktionen gegen Russland haben die Entwicklung nochmals beschleunigt, denn Russland wurde durch die Sanktionen gezwungen, nicht nur alternative Absatzmärkte für seine Rohstoffe zu finden, sondern auch neue Modelle zur Abrechnung der getätigten Geschäfte zu implementieren.
Im Handel zwischen zwei Staaten wird man sich möglicherweise dazu bereitfinden, die getätigten Geschäfte in einer der beiden Landeswährungen abzuwickeln. Dies wird umso leichter geschehen, je öfter Russland und China einer dieser Handelspartner sind. Doch es ist kaum zu erwarten, dass alle Länder diesem Beispiel folgen werden.
An dieser Stelle dürfte früher oder später das Gold in den Blick geraten, denn es ist einerseits eine allgemein anerkannte Währung, die an den Finanzmärkten regelmäßig und mit hohen Volumina gehandelt wird. Auf der anderen Seite kann aber kein Land der Welt für sich in Anspruch nehmen, das Gold und seinen Preis ganz alleine bestimmen zu können.
Das ist ein wesentlicher Unterschied zum US-Dollar, dessen Vormachtstellung nach und nach zerbrechen wird, wenn sich die aktuelle Entwicklung weiter fortsetzt.