In der vergangenen Woche veranstaltete die Europäische Zentralbank im portugiesischen Sintra einen Kongress, zu dem auch der US-Notenbankchef Jerome Powell geladen war. Einige Sätze, die am 29. Juni auf der Podiumsdiskussion fielen, sind wegweisend für die Zukunft und für das Verständnis der Geldpolitik, welche die westlichen Notenbanken in den kommenden Monaten verfolgen werden.
Auch die gewöhnlichen Sparer tun deshalb gut daran, sie zu kennen und bei ihren persönlichen Anlageentscheidungen zu berücksichtigen. Jerome Powell war es wichtig, vor allem zwei Botschaften zu vermitteln. Seine erste Botschaft an das Publikum war, dass es im Zuge der Deglobalisierung der Wirtschaft mit hoher Wahrscheinlichkeit auch zu einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums kommen wird.
Diese hält der US-Notenbankchef für verkraftbar, denn er sieht gerade die US-Wirtschaft derzeit in einer sehr starken Verfassung. Die US-Unternehmen seien so stark, dass sie auch eine straffere Geldpolitik gut vertragen könnten. Das Wachstum der Wirtschaft wird sich allerdings nicht nur deshalb verlangsamen, weil die Globalisierung zurückgeht.
Die Inflationsbekämpfung hat Vorrang vor der Wirtschaftsbelebung
Sehr entscheidend ist auch, dass die US-Notenbank vorrangig die Inflation bekämpfen will. Ihr Ziel ist es dabei, die Nachfrage abzuschwächen, um so die Inflation zu bremsen. Das wird zwangsläufig ebenfalls dazu führen, dass das Wirtschaftswachstum zeitweilig zurückgeht. Dies war die zweite Botschaft, die Jerome Powell für das Publikum in Sintra hatte.
Der US-Notenbankchef zeigte sich aber zuversichtlich, dass es dennoch gelingen werde, zu einer Inflationsrate von zwei Prozent zurückzukehren und gleichzeitig den US-Arbeitsmarkt stabil zu halten. Der Spielraum auf dem Weg dorthin sei allerdings geringer geworden. „Wir glauben, dass wir das schaffen können“, erklärte Jerome Powell. Aber: „Es wird offensichtlich eine ziemliche Herausforderung.“
Das aktuelle Ziel der Federal Reserve Bank sei, das Wirtschaftswachstum moderat zu halten. Diese Anpassung sei „notwendig“ und ziele darauf ab, die Nachfrage in der US-Wirtschaft zu senken und sie besser mit dem vorhandenen Angebot in Einklang zu bringen.
„Derzeit sind Angebot und Nachfrage in vielen Bereichen der US-Wirtschaft aus dem Gleichgewicht geraten. Der Arbeitsmarkt ein ist gutes Beispiel dafür“, meinte Jerome Powell, denn die Arbeitslosenquote liege in den USA derzeit bei 3,6 Prozent, sodass auf jeden Arbeitssuchenden im Schnitt etwa zwei offene Stellen kämen.