Viele Filmhelden glänzen damit, dass kleinere oder teils auch größere Wunden schnell selbst genäht werden. Das ist schmerzlich, aber auch heldenhaft. In der Realität empfehlen wir Ihnen, Wunden wenn immer möglich nicht selbst zu nähen. Gehen Sie unbedingt zu einem Arzt. Dennoch sollten Sie für den absoluten Notfall wissen, wie Sie Wunden nähen können.
Wundheilung – kleiner Exkurs
Bevor wir mit der detaillierten Anleitung zum Nähen einer Wunde starten, möchten wir Ihnen einen kurzen Überblick über den natürlichen Prozess der Wundheilung geben.
Die Wundheilung bezeichnet den körpereigenen biologischen Prozess, durch den eine Wunde wieder verschlossen wird. Ziel ist im ersten Schritt das Stoppen der Blutung. So wird der Wundspalt in den ersten Stunden nach der Verletzung durch Exsudation von Blut und Fibrin aufgefüllt. So bildet sich der Wundschorf, welcher die Wunde nach außen schützt.
Im nächsten Schritt steht schließlich die Reinigung der Wunde im Vordergrund. Alles, was nicht mehr „brauchbar“ ist sowie die verbleibenden Keime und Bakterien werden abtransportiert oder ausgeschieden. Hierbei spielen die weißen Blutkörperchen eine tragende Rolle.
Anschließend wird die Wunde mit neuen Zellen – dem sogenannten Granulationsgewebe, welches sich ausbreitet – repariert. Diese „Reparatur“-Phase beginnt in der Regel bereits am ersten Tag nach der Verletzung und zieht sich – je nach Wundgröße – über weitere sechs bis zehn Tage. Es entsteht schließlich ein helles Narbengewebe und die Wunde heilt vollständig ab.
Üben Sie das Wunden nähen
Auch wenn wir Ihnen Schritt für Schritt erklären, wie Sie solche Wunden nähen können, sollten Sie es vor dem Einsatz in der Praxis üben. Dafür eignet sich etwa Schaumstoff, der möglichst einen höheren Härtegrad aufweisen sollte. Sie erhalten ihn in jedem Baumarkt.
Achtung: Sie können nicht alle Wunden selbst nähen!
- Bevor Sie beginnen: Brandwunden oder Schürfwunden können oder sollten Sie nicht nähen. Diese sind unter anderem oft noch verunreinigt und sollten nicht einfach von Ihnen verschlossen werden.
- Auch eine Wunde von einem Tierbiss sollten Sie nicht nähen, sondern medizinische Hilfe holen. Es könnten Krankheiten mit dem Speichel des Tieres übertragen worden sein.
- Fleischwunden und Schnittwunden können Sie hingegen nähen – doch auch hier empfehlen wir, zumindest bei der nächsten Gelegenheit, den Besuch eines Arztes.
Was Sie benötigen
Alles, was Sie benutzen um Wunden zu nähen, muss sterilisiert sein. Das bedeutet, Sie sollten die Instrumente im Zweifel in Alkohol tränken und abtupfen. Achten Sie unbedingt darauf, dass alle Ihre Utensilien sauber und keimfrei sind, andernfalls riskieren Sie, dass sich die Wunde entzündet.
Eine Auflistung benötigter Utensilien folgt:
- Tupfer: Ein Tupfer ist ein Ballen aus Faserstoff. Dieser ist besonders saugfähig und eignet sich daher gut, um austretende Flüssigkeiten aufzufangen. Er eignet sich in der Regel auch, um eine kleinere Blutung zu stillen.
- Zange: Hiermit ist definitiv nicht die klassische Zange aus Ihrem Werkzeugkoffer gemeint. Vielmehr benötigen Sie eine feine, chirurgische Zange, die von der Optik her zunächst an eine Schere erinnern kann. Auch eine chirurgische Pinzette sollte in Ihrem Repertoire sein.
- Nadel und Garn: Die Nadel benötigen Sie, um die Wunde mittels dem Garn zu vernähen. Chirurgisches Nahtmatherial können Sie in der Apotheke oder im Internet erwerben. Achten Sie auch hier auf die besondere Relevanz der absoluten Reinheit und Sauberkeit beider Utensilien.
- Chirurgische Schere: Nutzen Sie nach Möglichkeit keine herkömmliche Bastelschere, wenn Sie an Wunden arbeiten (oder reinigen und desinfizieren Sie diese gründlichst). Chirurgische Scheren sind oftmals mit weniger Schnittfläche ausgestattet, diese ist teils leicht abgebogen.
- Skalpell: Wenn es sich um größere Wunden handelt, kann zudem ein Skalpell von Vorteil sein. Hierbei handelt es sich um ein besonders scharfes Instrument zum Durchtrennen von Gewebe. Ein Skalpell kann von Nöten sein, um beispielsweise überschüssiges oder totes Gewebe zu entfernen.
- Arterienklemme/ Gefäßklemme: Mit einer solchen Klemme können Sie durchtrennte Blutgefäße kurzfristig fassen und halten. Sie dient zur primären Blutstillung.
- Tuch mit einem Loch darin: Mit einem solchen Tuch können Sie den betroffenen Bereich, also Ihre Wunde, abschotten.
- Jod, Jodersatz: Jod dient der Wundbehandlung. Es tötet Pilze und Pilzsporen sowie Bakterien ab und ist somit für die Desinfektion geeignet.
- Gummihandschuhe und Maske: Diese Mittel dienen Ihrer eignen Sicherheit und der Sterilität.
So gehen Sie vor
Diese Liste ist recht detailliert und wirkt besonders für Nicht-Medizinier wahrscheinlich überfordernd. Für das Nähen von Wunden im Notfall benötigen Sie zumindest Desinfektionsmittel und ggf. Jod, eine Nadel, einen Faden sowie Handschuhe. Wenn Sie keine Handschuhe haben, müssen Sie Ihre Hände sehr gut reinigen und desinfizieren.
Im ersten Schritt müssen Sie die Wunde, die Sie nähen möchten, von Haaren befreien und auswaschen. Die Wunde sollte mit der Jodersatzlösung oder mit Jod desinfiziert werden. Die Nadel stechen Sie dann von außen in in die Mitte der Wunde ein und führen sie an den gegenüberliegenden Seitenrand.
Dort führen Sie sie wieder heraus. Am Einstiegsende sollten Sie einen Knoten binden, damit der Faden dort bleibt. Die Wunde ziehen Sie etwas zusammen. Die Nadel führen Sie nun leicht versetzt wieder zurück auf die gegenüberliegende Seite und ziehen daran. Den Prozess führen Sie solange fort, bis die Wunde verschlossen ist. Letztendlich verknoten Sie das Abschlussende.
So einfach können Sie im Notfall Wunden nähen. Denken Sie nur bitte daran, wenn es möglich ist zu einem Arzt zu gehen und Ihre Wunde sowie deren Heilung überprüfen zu lassen.