Einem Bericht nach schaffen es die Bundesministerien derzeit nicht, die Energiesparlisten der eigenen Regierung einzuhalten. Eine solche Energiesparliste sieht etwa vor, dass die Ministerien weniger Elektrogeräte einsetzen etc. Benannt werden unter anderen das Innenministerium unter Faeser (SPD) oder das Außenministerium von Annalena Baerbock.
Ministerien sparen noch nicht wie geplant Energie
„Mehrere Bundesministerien und ihre zugehörigen Behörden haben deutlichen Nachholbedarf beim Einsparen von Energie. Das geht aus einer aktuellen Auflistung des Wirtschafts- und Klimaschutzministeriums hervor, über die die „Welt am Sonntag“ berichtet.
Demnach erfüllen einige Ressorts in ihren Gebäuden von der Bundesregierung jüngst vorgegebene Standards noch nicht oder nur teilweise. Dabei geht es nicht um konkrete Einsparziele, sondern um die Umsetzung eines Maßnahmenpakets. Die Auflistung ist eine Bestandsaufnahme, die auf einem Energiespar-Leitfaden mit Sofortmaßnahmen fußt, den das Wirtschaftsministerium am 21. Juni an die Ressorts übermittelt hat. Die Vorgaben beruhen auf einem Nachhaltigkeitsprogramm, das bereits im August vergangenen Jahres beschlossen wurde.
So sollen unter anderem Elektrogeräte weniger zum Einsatz kommen, nicht sicherheitsrelevante Beleuchtungen abgeschaltet, die Kühlung der Räumlichkeiten und die Warmwasseraufbereitung reduziert sowie die Heizanlagen nachjustiert werden. Dem Bericht zufolge prüfen das Landwirtschafts- und Innenministerium derzeit aber noch, ob und wie man die Zahl elektrischer Geräte verringern kann. Das Justiz- und das Arbeitsressort sind hier erst in der Planungsphase, das Familien- und das Bildungsministerium sowie das Auswärtige Amt geben wenigstens eine partielle Umsetzung an. Das Abschalten unnötiger Lampen ist unter anderem auch im Innenministerium laut Bericht erst „in Prüfung“, im Auswärtigen Amt noch „in Planung“ und im Arbeitsministerium „teilweise umgesetzt“.
Auch bei der Drosselung der Klimaanlagen ist das Innenministerium erst in der Prüfphase, ebenso das Landwirtschaftsministerium. Das Justizministerium plant zumindest entsprechende Maßnahmen, das Arbeitsministerium hat erste Schritte ergriffen. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat indes für sein Haus bereits verfügt, dass Büros maximal auf 26 Grad heruntergekühlt werden dürfen. Die zu seinem Geschäftsbereich gehörende Bundesnetzagentur meldet eine teilweise Umsetzung.
In einigen Ministerien ist es hingegen noch immer üblich, Räume auf 20 bis 22 Grad zu kühlen. Beim Nachjustieren der Heizungen hinkt ebenfalls das Ministerium für Inneres hinterher, man prüft noch. Das Bildungsministerium plant Maßnahmen, die Ministerien für Gesundheit, Justiz und Arbeit sind hier zum Teil vorangekommen. In mehreren Ressorts fließt warmes Wasser wie bisher, die Reduzierung des Aufwands ist also keineswegs abgeschlossen.
Vorgelegt wurde die Auflistung jetzt vom Wirtschaftsministerium auf Anfrage der Unionsfraktion im Bundestag angesichts des drohenden Gaslieferstopps durch Russland. In einer ersten Bewertung kritisiert CDU-Klimapolitiker Thomas Gebhart: „Es droht eine Energienotlage. Für die Ministerien wäre es ein Leichtes, sofort Maßnahmen zur Energieeinsparung in ihren eigenen Häusern durchzusetzen.“ Die Regierung habe Vorbildfunktion, sagte der Bundestagsabgeordnete dieser Zeitung.
„Man kann nicht die Bürger und Industrie zum Energiesparen auffordern – was ich ausdrücklich begrüße -, aber dann zeitgleich bei den eigenen Liegenschaften nur im Schneckentempo vorankommen.“ Auch der Co-Chef der Deutschen Umwelthilfe, Sascha Müller-Kraenner, mahnt die Verwaltung zur Eile: „Wir dürfen nicht erst im Winter mit dem Energiesparen anfangen, das gilt auch für Bundesregierung.“ Er bedauert: „Viele Privathaushalte haben zuletzt deutlich investiert, um sich auch auf Basis erneuerbarer Energien versorgen zu können. Ministerien und Behörden hinken oft hinterher.“
Der Präsident des Bundes der Steuerzahler, Reiner Holznagel, sagt: „Wer von den Bürgern Anstrengungen zum Energiesparen fordert, muss sie auch selbst erbringen.“
Bericht mit Material der dts Nachrichtenagentur
Foto: Bundeswirtschaftsministerium, über dts Nachrichtenagentur