Dem früheren Bundesbankpräsidenten Jens Weidmann wird nachgesagt, er sei von so manchem Kollegen belächelt worden, als er im vergangenen Herbst seinen vorzeitigen Abschied aus dem Amt ankündigte. Nun könnten diese Kollegen im EZB-Rat ihn beneiden, denn er muss nicht eine Entscheidung treffen und mittragen, die fast nur noch schiefgehen kann.
Die Inflation in der Eurozone ist hoch und wohin die Reise erst noch gehen könnte, deuten die um 20 Prozent angestiegenen Erzeugerpreise bereits an. Das hier liegende Schreckenspotential ist nicht zu unterschätzen, denn Erzeugerpreise sind die Kosten der Firmen und sie werden früher oder später über die Preise an die Konsumenten weitergegeben.
Wird dieser schmerzhafte Schritt nicht vollzogen, muss an anderer Stelle, etwa beim Personal oder bei den Forschungsausgaben gespart werden, was für die Firmen auch nicht der Königsweg sein kann. Helfen könnte es, wenn man in dieser Situation kaum Schulden hätte und diese leicht erhöhen würde.
Notenbanken ohne echte Alternativen
Doch eher das Gegenteil ist der Fall. Angelockt durch die extrem niedrigen Zinsen der letzten Jahre stieg auch die Verschuldung, sowohl die der Unternehmen wie auch jene der privaten Verbraucher. Da auch der Staat dank fehlender Haushaltsdisziplin und zwei Corona-Jahren, in denen mit Geld nur so um sich geworfen wurde, kaum noch einen Spielraum hat, sind Schulden nun um einiges gefährlicher als das Virus vor dem fast alle in den letzten zwei Jahren gezittert haben.
Und die Notenbanken? Können die wieder einmal helfen und wie 2008 während der Finanzkrise die Welt retten? Vermutlich nicht, denn besagte Damen und Herrn dürften in der Zwischenzeit festgestellt haben, dass sie sich in eine Sackgasse bugsiert haben. Vorwärts geht es nicht mehr und der Weg zurück ist ebenfalls vermintes Gelände, das beim kleinsten Fehltritt zu einer tödlichen Gefahr wird.
Werden die Zinsen erhöht, platzt die Schuldenblase und ein Kredit nach dem anderen droht auszufallen. Wird weiter mit viel Geld aus dem Nichts gestützt, könnten auch auf die Eurozone türkische Verhältnisse mit zweistelligen Inflationsraten zukommen. Und weil die Situation so schön aussichtslos ist, kommt nun mit dem Krieg in der Ukraine noch ein Brandbeschleuniger der Extraklasse auf alle Beteiligten zu.
Jens Weidmann dürfte Letzteres kaum vorhergesehen haben. Doch er ist nun fein raus, denn das kommende Chaos dürfte mit seinem Namen nicht mehr in Verbindung gebracht werden. Den Schwarzen Peter haben nun andere und werden ihn nicht mehr los.