Sollte es in der Ukraine zum Krieg kommen, wird der Westen Sanktionen gegen Russland beschließen. Dass diese ohne eine russische Antwort bleiben werden, ist kaum zu erwarten. Spätestens an dieser Stelle droht es, eng zu werden, denn die Länder der europäischen Union beziehen eine Reihe wichtiger Rohstoffe aus Russland.
Russisches Öl und Gas sind in aller Munde, doch auch wichtige Industriemetalle wie Kupfer, Nickel und Palladium werden aus Russland geliefert. Sollte ihre Lieferung nach Europa aufgrund von russischen Gegenmaßnahmen unterbrochen oder auch nur eingeschränkt werden, drohen insbesondere beim Gas erhebliche Turbulenzen.
Es müsste relativ schnell auf LNG umgestellt werden. Der Begriff steht für Liquified Natural Gas und umschreibt Erdgas, das auf eine Temperatur von minus 162 Grad Celsius heruntergekühlt und verflüssigt wurde. Nach dem Kühlvorgang weist das Erdgas nur noch ein Sechshundertstel seines ursprünglichen Volumens auf und kann deshalb auf Tankschiffe verladen und weltweit verschifft werden.
Deutschland ohne eigenes LNG-Terminal
Zum Befüllen und Anlanden des Flüssiggases sind allerdings die sogenannten LNG-Terminals erforderlich. In ihnen wird das Erdgas verflüssigt bzw. anschließend wieder auf Normaltemperatur gebracht, sodass es wie gewohnt durch die bestehenden Pipelines gepumpt werden kann. Diese LNG-Terminals gibt es in Deutschland jedoch nicht.
Eine Versorgung Deutschlands mit LNG müsste somit über andere EU-Länder mittels der normalen Pipelines erfolgen. Das setzt voraus, dass die großen LNG-Exporteure Katar, Australien und die USA einen Teil ihrer Tanker von Asien nach Europa umleiten. Das ist prinzipiell möglich, denn zusätzliche Produktionsreserven sind vor allem in den USA vorhanden.
Ob das zusätzlich geförderte Gas am Ende allerdings nach Europa kommen wird, ist eine Frage des Preises. In der Vergangenheit war der asiatische Markt für die LNG-Exporteure attraktiver, weil hier höhere Preise als in Europa zu erzielen waren. Die jüngsten Preisaufschläge haben den europäischen Markt für diese Länder jedoch wieder attraktiver gemacht.