Mit dem Ausbruch des Corona-Virus kam vor zwei Jahren zunächst die große Geldflut, denn eine ohnehin schon recht hohe Geldmenge wurde zur Problembekämpfung nochmals um mehr als 30 Prozent ausgeweitet. Aktuell deutet sich an, dass das Problem Corona-Virus bald gelöst sein könnte, denn das Virus überträgt sich in seiner neuesten Variante zwar leichter, ist dafür aber auch deutlich weniger gefährlich.
Problemfrei wird unser Wirtschaftswelt damit jedoch nicht. Mit der stark steigenden Inflation ist im vergangenen Jahr ein neues Problem am Horizont aufgetaucht und es hat gegenwärtig den Anschein, dass diese Herausforderung, ähnlich wie das Corona-Virus, nicht so schnell verschwinden wird, wie es sich alle zunächst gewünscht haben.
In den USA hat die US-Notenbank deshalb bereits reagiert und eine Wende in ihrer Geldpolitik angekündigt. Sollte die Teuerung in der Eurozone, wie es die deutsche Inflationsrate vom Januar andeutet, weiterhin hoch bleiben, dürfte sich auch die Europäische Zentralbank schon recht bald genötigt sehen, an der Zinsschraube zu drehen.
Ein schwieriges Dilemma ohne leichten Ausweg
Ein wesentlicher Treiber für die hohe Inflation sind derzeit allerdings die hohen Kosten für Energie und Rohstoffe. Ihnen kann eine Zentralbank mit Zinserhöhungen nur wenig entgegensetzen. Dies gilt vor allem dann, wenn gestörte Lieferketten im Zusammenwirken mit monopolartigen Angebotsstrukturen dazu führen, dass eine massive Preismacht entsteht, der andere Marktteilnehmer nichts oder nur sehr wenig entgegenzusetzen haben.
Heben die westlichen Zentralbanken in einer solchen Situation die Zinsen an, ist ihr Einfluss auf die Inflation vergleichsweise gering. Dafür erfährt eine Wirtschaft, die ohnehin schon unter Stress steht, eine weitere Belastung. Ob sie dieser gewachsen sein wird, bleibt abzuwarten. Viele der in den letzten Jahren mit niedrigen Zinsen über Wasser gehaltenen Zombiunternehmen dürften es nicht sein. Ihnen könnte recht schnell die Luft ausgehen, sollten die Zinsen stärker steigen.
Wie dramatisch die Situation an den Anleihemärkten allerdings jetzt schon ist, macht ein Blick auf die 100-jährige Anleihe der Republik Österreich deutlich. Sie wurde erst vor wenigen Jahren aufgelegt und erreichte im Oktober 2020 ihren höchsten Kurs. Seitdem hat der Kurs des Wertpapiers massiv an Wert verloren.
Wenn Vermögen wie Sand durch die Finger rinnt
Nicht einmal das eingesetzte Kapital würde ein Anleger bei einem Verkauf derzeit erlösen, denn der Kurs der Anleihe fiel seit Oktober 2020 von über 134 nicht nur auf den Nominalwert von 100 zurück, sondern sank sogar bis auf 81,57 ab und ein Ende dieser schmerzhaften Entwicklung ist noch nicht in Sicht.
Das Geldexperiment der vergangenen Jahrzehnte hat damit gute Chancen, eine Welt der Verlierer zu produzieren. Nicht nur hier im Westen, aber gerade auch hier.