Pünktlichkeit und Deutsche Bahn, das sind zwei Welten, die sich immer seltener begegnen? Wer so denkt, dem gibt zumindest das vergangene Jahr recht, denn in 2021 waren die Züge der Deutschen Bahn deutlich unpünktlicher als im Jahr zuvor. Nur noch drei Viertel aller Züge im Fernverkehr kam pünktlich ans Ziel.
Gegenüber dem Vorjahr ist dies ein massiver Rückgang, denn im Corona-Jahr 2020 waren knapp 82 Prozent aller ICE- und IC-Züge im Fernverkehr pünktlich. Einen so guten Wert hatte die Deutsche Bahn seit 15 Jahren nicht mehr erreicht. Die deutlich geringere Auslastung ihrer Züge dürfte dem Unternehmen dabei in die Karten gespielt haben.
Pünktlich ist an dieser Stelle allerdings ein sehr relativer Begriff, denn bei der Bahn gilt ein Zug auch dann noch als „pünktlich“, wenn er mit einer Verspätung von weniger als sechs Minuten unterwegs ist. Für die Fahrgäste bedeutet dieses Zeitverständnis nicht nur jede Menge Ärger bei Verspätungen, sondern vor allem auch eine an sich unnötige Hektik beim Umsteigen.
Zahlreiche fremde Einflüsse belasten die Statistik
Im vergangenen Jahr sank die Pünktlichkeit wieder auf 75,2 Prozent ab und lag damit erneut auf dem schwachen Niveau, das in den Jahren vor der Pandemie erreicht worden war. Unschuldig ist die Bahn an den vielen Verspätungen gewiss nicht, doch gerade in 2021 belasteten viele Faktoren, die überhaupt nicht oder nur teilweise im Einflussbereich der Bahn lagen.
An erster Stelle zu nennen ist dabei die Flutkatastrophe im Sommer. Sie zerstörte vor allem im Ahrtal und in den betroffenen Bundesländern Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zahlreiche Strecken, die nur langsam wieder in Betrieb genommen werden konnten und teilweise immer noch gesperrt sind.
Einen negativen Einfluss auf die Statistik hatte auch der Streik der Lokführer ab August. Auf ihn hatte die Bahn schon wesentlich mehr Einfluss. Den größten Einfluss auf eine positivere oder negativere Verspätungsstatistik hat jedoch die Zahl der Baustellen. Sie wird von der Bahn selbst festgelegt, entscheidet aber darüber, ob die Verspätungen sofort oder erst in einigen Jahren in der Statistik auftauchen werden.
Da die Bahn im vergangenen Jahr sehr viele Bauarbeiten an ihrem Streckennetz ausführen ließ, waren insbesondere die stark frequentierten Engpässe des deutschen Schienennetzes einer extremen Belastung ausgesetzt. Sie führten auch im Güterverkehr zu erheblichen Verspätungen, über die sich auch die Großkunden aus der Industrie beschwerten.