Es kam in den vergangenen Jahren nicht allzu oft vor, dass sich eine westliche Zentralbank und dann auch noch eine des Eurosystems in die Liste der größten Goldkäufer einreihte. Doch genau dies hat Irland in den vergangenen Monaten getan. Noch im August besaß die irische Zentralbank ganze sechs Tonnen Gold. Sie werden angeblich bei der Bank of England gelagert.
In der Zwischenzeit hat sich dieser Goldbestand um ein Drittel auf acht Tonnen erhöht, denn Irland erhöhte seinen Goldbesitz sowohl im September als auch im Oktober 2021 um jeweils eine Tonne. Beim letzten Kauf im Oktober stand die Insel nach Kasachstan (6,0 Tonnen), Indien (3,8 Tonnen) und Russland (3,0 Tonnen) mit einer Tonne auf Platz 4 der größten Goldkäufer.
Für eine Zentralbank, die dem Eurosystem angehört, das nach offizieller Lesart mit der steigenden Inflation kein Problem hat, weil sie nur vorübergehender Natur ist, stellt sich natürlich sofort die Frage, was wollen die Iren mit dem goldenen Plunder? Zinsen bringt er keine und aktuell weist auch der Preistrend tendenziell in die Tiefe.
Wer nach Gold fragt, fragt nach Staatsgeheimnissen
Als sich ein Reporter der Nachrichtenagentur Bloomberg in Dublin nach den Motiven für den Kauf erkundigte, antwortete ihm ein Sprecher der irischen Zentralbank, die Goldtransaktionen seien „kommerziell sensibel“, sodass „zu diesem Zeitpunkt keine weiteren Kommentare abgegeben werden können“. Das Argument wäre vielleicht noch nachvollziehbar gewesen, wenn die Central Bank of Ireland 20 oder sogar 200 Tonnen Gold erworben hätte.
Aber wenn sogar der Ankauf von nur zwei Tonnen Gold schon kommerziell sensibel, dann kann es um die Stabilität des Finanzsystems nicht allzu gut bestellt sein, denn zwei Tonnen sind für den Goldmarkt eher ein Fliegengewicht und wenn selbst dieses schon preissensibel sein soll, dann lässt dies zumindest tief blicken.
Mindestens ebenso auffällig ist, dass die irische Zentralbank mit der Transparenz ihrer Goldanlagen, sowohl der alten wie der neuen, nicht viel am Hut hat. Fragen nach dem Lagerort und der Stückelung des gehaltenen Goldes werden entweder gar nicht oder ausweichend beantwortet. Oder anders formuliert: Es geht den gemeinen Bürger nichts an, was mit seinem Staatseigentum geschieht, schon gar nicht, wenn es um Währungsreserven geht, die aus Gold bestehen.