Ex-Präsident Gauck macht sich für mehr „Führung und Entschlossenheit“ bei Corona-Politik stark

Angela Merkel ist nunmehr Altbundeskanzlerin. Ein anderer „Alt“-Funktionär, Joachim Gauck, hat sich nun zur Corona-Politik der Altkanzlerin und deren Regierung geäußert. Einem Agenturbericht nach empfand er die Politik wohl als zu lasch. Die Parteien, so mutmaßt der Alt-Präsident, hätten zu viel Angst vor Stimmenverlusten bei der Bundestagswahl gehabt. Offenbar meint Gauck, die Menschen wären gleichzeitig selbst gegen die „starke Führung“ gewesen.

Tugend des Mutes fehlt

„Altbundespräsident Joachim Gauck hat harte Kritik an der Corona-Politik der scheidenden Bundesregierung geübt. Es hätte mehr Führung und Entschlossenheit gebraucht, um die Deutschen vor der Pandemie zu schützen, sagte Gauck der „Zeit“.

Es habe bei allen Parteien der demokratischen Mitte „offensichtlich eine gewisse Furcht vor dem Verlust von Stimmen bei der Bundestagswahl“ gegeben. „Manche dachten offenbar: Wollen wir die Maßnahmen, die uns die Wissenschaft anrät, jetzt wirklich den Wählern anbieten? Ach, vielleicht geht es auch anders.“ Gauck attestierte der Bundesrepublik generell ein Führungsdefizit: „Wir dürfen zumindest den Anspruch haben, klarer und deutlicher geführt zu werden.“ Die Politik dürfe sich nie wohlfühlen in einer Zuschauerrolle, im Sinne von: „Wir sehen die Verantwortung, aber es kostet zu viel, sie wirklich zu ergreifen.“

Insgesamt, so das ehemalige Staatsoberhaupt, „leben wir in einer Phase des nicht hinlänglich entschlossenen Regierens.“ Gauck mahnte: „Führungswillen, Risikobereitschaft, Mut beim Regieren würden zwar womöglich zu mehr Gegnerschaft führen, aber auch zu mehr Klarheit.“ Gefragt, warum dies so sei, antwortete er: „Die Tugend des Mutes ist unterbewertet, weil es uns seit Generationen sehr gut geht.“

Bericht mit Material der dts Nachrichtenagentur