Markus Anfang trat im vergangenen Monat als Trainer von Werder Bremen zurück, nachdem bekanntgeworden war, dass die Staatsanwaltschaft gegen ihn wegen des Gebrauchs gefälschter Impfdokumente ermittelt. Betrogen wird allerdings nicht nur bei den Impfnachweisen, sondern auch bei den Corona-Tests. Hier stehen die Mitarbeiter oder die Betreiber der Testzentren im Fokus.
Im Dezember werden sich deshalb in Bochum der Chef sowie ein Mitarbeiter von Medican vor Gericht verantworten müssen. Ihnen wird vorgeworfen, in ihren Testzentren deutlich mehr Test mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) abgerechnet zu haben, als tatsächlich durchgeführt wurden.
Es geht um besonders schweren Betrug, denn die Bochumer Staatsanwaltschaft beziffert den entstandenen Schaden auf mindestens 25 Millionen Euro. Das Strafmaß für derartige Vergehen liegt bei bis zu zehn Jahren Freiheitsentzug. Der spektakuläre Fall könnte aber nur einer von vielen sein, denn seit dem Beginn der Pandemie hat der Bund bislang mehr als 3,5 Milliarden Euro für die Tests ausgegeben.
Goldene Zeit mit wenig Kontrolle im Sommer
Besonders lukrativ für die Betrüger waren die Sommermonate, denn in dieser Zeit wurden die Testzentren kaum kontrolliert. Niemand kann deshalb mit Sicherheit sagen, wie hoch der Schaden ist, der in den vergangenen Monaten durch gefälschte Abrechnungen entstanden ist.
Der Arbeitsaufwand der zuständigen Staatsanwaltschaften ist jedoch hoch. Etwa zehn bis 15 Prozent der Arbeitszeit werden bei der Staatsanwaltschaft Nürnberg, einer Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Betrug und Korruption im Gesundheitswesen, derzeit für die Bearbeitung der Testbetrugsfälle aufgewendet.
Unter den Betrügern sind auch Ärzte und Apotheker zu finden. Die Masse der schwarzen Schafe entstammt jedoch anderen Berufsgruppen. Viele Testzentren haben ihren Betrieb im Sommer eingestellt. Die kommenden Monate könnten jedoch wieder von einer höheren Testintensität geprägt sein. Damit steigt auch die Gefahr, dass die Zahl der Unregelmäßigkeiten wieder zunimmt.