Das chinesische Erfolgsmodell bekommt erste Risse

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In den Jahren unmittelbar nach der Finanzkrise war es vor allem die chinesische Wirtschaft, welche die Welt als Lokomotive aus dem wirtschaftlichen Tal zog, denn unbeeindruckt von der Krise am amerikanischen Immobilienmarkt und spektakulären Zusammenbrüchen von Banken, boomte die chinesische Wirtschaft schnell wieder.

Ein Teil des chinesischen Erfolges ist darauf zurückzuführen, dass die Zentralregierung in Beijing, die lokalen Provinzregierungen für ein höheres Wachstum belohnt. Das ließen sich die lokalen Parteikader nicht zweimal sagen. Sie verkauften oder verpachteten Grundstücke, die dem Staat bzw. der Kommunistischen Partei gehörten, an private Immobilienentwickler.

Verbunden waren die Verkäufe mit der Auflage, dass die Grundstücke innerhalb eines bestimmten Zeitraums bebaut sein müssten. So entstanden nicht nur neue Wohnungen für die in die Städte ziehende Landbevölkerung, sondern es wurde auch ein schnelles Wirtschaftswachstum erzielt.

Dieses fußte aber sehr stark auf dem Immobiliensektor bzw. auf der Baubranche und die Vermietung bzw. der Verkauf von Grundstücken stand für etwa 35 Prozent der Einnahmen der Provinzregierungen. Die Bauträger wiederum beeilten sich, für die zumeist als Eigentumswohnungen geplanten Einheiten Käufer zu finden.

Auf der Jagd nach dem schnellen Geld wurden viele Fragen nicht gestellt

Gekauft wurden die Wohnungen dabei nicht nur für den eigenen Bedarf, sondern auch als Spekulationsobjekt. Nur so entstanden einige der Geisterstädte, denen bis heute die Bewohner fehlen. Das Geschäft boomte, weil jeder seinen Vorteil hatte, bzw. sich auf dem Weg wähnte, schnell reich zu werden.

Gewisse Fragen wurden allerdings nicht gestellt bzw. auf die lange Bank geschoben. So werden Immobilien in China beispielsweise nicht nach unserem Verständnis gekauft, sondern streng genommen nur für 75 Jahre gepachtet. Danach fallen die Liegenschaften wieder an den Staat zurück. Gestört hat dieser Eigentumsvorbehalt zunächst nur die wenigsten Käufer.

Auch die Immobilienentwickler waren nicht zimperlich. Sie schütteten die Masse ihrer Gewinne als Dividenden an ihre Aktionäre aus und finanzierten ihre Projekte, indem sie sich bei Banken, aber auch am Kapitalmarkt kräftig verschuldeten. Eine Schuldenquote von 90 Prozent wie sie China Evergrande aufweist, war die Regel, nicht die Ausnahme.

Nun erreicht der chinesische Immobilienmarkt einen Punkt, an dem die zuvor nicht gestellten bzw. verdrängten Fragen mit Macht zurückkommen.