Im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn AG hat die Gewerkschaft der Lokführer darauf verwiesen, dass andere Transportunternehmen die geforderten Lohnerhöhungen ohne Probleme bezahlt haben. Was die Gewerkschaft nicht erwähnte war, dass viele Regionalbahnen unter den hohen Kosten leiden und Millionenverluste einfahren.
Zwei von ihnen haben in der Zwischenzeit die Segel gestrichen und ziehen sich aus dem deutschen Markt zurück. Die zur niederländischen Staatsbahn gehörende Tochter Abellio hat bereits vor einiger Zeit Insolvenz angemeldet. Nun zieht sich auch das zur französischen SNCF gehörende Tochterunternehmen Keolis aus dem Regionalverkehr in Deutschland zurück.
Die Franzosen hatten und der dem Namen Eurobahn, in Nordrhein-Westfalen zwei Regionalstrecken betrieben. Ein neuer Investor soll bis zum Jahresende das Kapital und die von der Eurobahn bedienten Strecken übernehmen. Keolis selbst verabschiedet sich nach 14 Jahren aus dem deutschen Markt.
Gescheitert am hohen Kostendruck
Ein Grund für das Scheitern der Franzosen sind die stark gestiegenen Personalkosten. Sie betreffen vor allem die Lokführer, denn diese haben in Deutschland ein Wahlrecht und können sich entweder für mehr Geld oder mehr Freizeit entscheiden. Fällt die Wahl auf mehr Freizeit, steht ein Lokführer seinem Arbeitgeber bis zu 42 Tage im Jahr nicht zur Verfügung.
Für kleinere Betriebe, die nur einige wenige Linien mit ihren Zügen betreiben, kann dies schnell zum Problem werden, denn es müssen mehr Lokführer eingestellt werden, um sicherzustellen, dass der Fahrbetrieb wie in den langlaufenden Verträgen mit den Verkehrsverbünden vorgeschrieben, jederzeit sichergestellt werden kann.
Ein weiterer Grund für das Scheitern der Regionalbahnen dürfte ihre optimistische Planung in der Vergangenheit sein. Sie erfolgte offensichtlich zu optimistisch. Damit wurden der Deutschen Bahn zwar viele lukrative Strecken abgejagt, doch der Preis, der dafür zu zahlen war, sind Verluste, die jetzt wie bei Abellio zur Insolvenz oder wie bei Keolis zum Rückzug aus dem deutschen Markt führen.
Lachender Profiteur dieser Entwicklung könnte die Deutsche Bahn AG sein. Sie dürfte sicher gewillt sein, einige der vor Jahren verlorenen Strecken wieder zu übernehmen. Allerdings vermutlich nur, wenn der Preis stimmt, denn der nächste Lokführerstreik kommt bestimmt.