Alles gut, lautet aktuell noch die Botschaft, wenn die Wirtschaft in der Corona-Krise beschrieben wird. Es gibt kaum Insolvenzen, die befürchtete Welle blieb jedenfalls aus – oder? Nun beschreibt ein Bericht der Welt einen „Dammbruch bei den Anträgen“ – bei den Privaten.
Creditreform mit großen Zahlen
Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform hat nun dem Bericht nach widersprüchliche Signale vom Insolvenzgeschehen in diesem Land ausgesendet. Die Zahl sei bei den Privaten um über 60 % gestiegen. Die Unternehmen meldeten weniger Insolvenzen als zuvor.
Im ersten Halbjahr, so der Bericht, habe es gut 46.000 Fälle an Verbraucherinsolvenzen gegeben. Dies sei ein Plus von annähernd 63 % gegenüber dem ersten Halbjahr 2020. Dies entspreche damit einem „Dammbruch bei den Anträgen“.
Dafür sei unter anderem die Corona-Krise verantwortlich. Durch Kündigungen und Kurzarbeit sei es zu einer steigenden Überschuldung privater Haushalte gekommen. Zudem hat der Bund selbst ein neues Gesetz erlassen, das Insolvenzen erleichtert. Das „Gesetz zur weiteren Verkürzung des Restschuldbefreiungsverfahrens“ vom Dezember 2020 hat die Dauer des privaten Insolvenzverfahrens von sechs auf drei Jahre reduziert.
Die Betroffenen müssen zudem die Verfahrenskosten anders als bislang nicht mehr selbst bestreiten. Auch wurde auf die „Erfüllung von (…) Mindestbefriedigungsanforderungen (…) verzichtet“. Daraus setzte ein „Run“ ein.
Bei den Unternehmen sind im ersten Halbjahr bis dato 1,7 % weniger Insolvenzen vermeldet worden als noch 2020. Hier wirken allerdings die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen unverändert nach. Dies sind die Überbrückungshilfen, das Kurzarbeitergeld sowie auch noch die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht. Doch auch bei den Unternehmen könnte es im zweiten Halbjahr zu einer größeren Anzahl an Insolvenzen kommen. Der Verband der Insolvenzverwalter Deutschlands (VID) beschreibt: „„Die vorhandene Liquidität wird derzeit von Finanzämtern und Krankenkassen nicht abgeschöpft, die ihre Forderungen seit Beginn der Krise gestundet haben. Sollte sich dies ändern, wird sich dies auch bei den Insolvenzzahlen widerspiegeln“.