Während die französische wie die deutsche Bevölkerung unter dem nun seit über fünf Monaten andauerndem Lockdown ächzt, scheinen Restaurant-Schließungen nicht für französische Politiker zu gelten. Einem Bericht des „Focus“ zufolge haben sich gleich mehrere Minister am Wochenende zum Essen bei einem geheimen Restaurant-Besuch getroffen. Der private Fernsehsender M6 hatte laut einer anonymen Quelle berichtet, dass Minister bei dem „geheimen Abendessen“ anwesend gewesen sein sollen.
Der Sender hatte eine mit versteckter Kamera aufgenommene Reportage gesendet. Die Aufnahmen sollen in einem Restaurant in einem Pariser Nobelviertel gemacht worden sein. Weder Bedienung noch Gäste hätten Masken getragen oder die Abstandsregeln eingehalten. Neben den Aufnahmen bei Tisch wurden auch Bilder von einer Abendveranstaltung gezeigt, bei welcher sich die Gäste ganz normal mit Küsschen begrüßt hätten.
Normale Bevölkerung nicht in Gaststätten
In Frankreich sind wie in Deutschland Cafés und Restaurants seit Ende Oktober für die „normale Bevölkerung“ geschlossen. Der französische Whistleblower, der die Aufnahmen mit versteckter Kamera gemacht haben will, sagte er habe innerhalb einer Woche in „zwei oder drei Untergrund-Restaurants mit einer gewissen Anzahl an Minister zu Abend gegessen“.
Ein Regierungssprecher der Macron-Administration wies die Behauptungen zurück, Minister hätten gegen die Corona-Regeln verstoßen. Gabriel Attal sagte: „Ich glaube keine Sekunde daran, denn Regierungsmitglieder haben die Pflicht, sich vollkommen untadelig und vorbildlich zu verhalten.“ „Alle Minister, ohne Ausnahme, beachten die Regeln“, versicherte auch Wirtschaftsminister Bruno Le Maire. Innenminister Darmain betonte, dass „alle Regeln für alle gleich seien“. Die französische Innen-Staatssekretärin Marlène Schiappa forderte den sofortigen Rücktritt der Minister, sollten sie die Regeln verletzt haben. Sonderrechte gelten also nicht nur für die Politik in Deutschland offensichtlich weiterhin.