Der amtierende Ministerpräsident des Bundeslandes Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, hatte kürzlich gegenüber der „FAS“ seine Erwartungen bezüglich der Zahl positiv Getesteter geäußert. Die Zahlen würden steigen, die gemessene Inzidenzrate würde steigen, wenn es nun zu Selbsttests kommt. Dies zur Erinnerung vor dem Hintergrund, dass jetzt genau die Zahlen steigen – auf Grund von mehr Tests? Darüber sprechen die Medien nicht.
Inzwischen bieten immer mehr Discounter und Drogeriemärkte Selbsttests an. Die Selbsttests wiederum dürften, so die Meinung von Beobachtern, zumindest einige derjenigen ermitteln, die ansonsten nicht als positiv Getestete erfasst würden. Es gibt allerdings keine Meldepflicht für diejenigen, die sich selbst positiv testen. Diese Menschen müssten sich dann einem PCR-Test unterziehen, dessen Ergebnis dann dem Gesundheitsamt gemeldet wird.
Insofern ist es ohnehin fraglich, wie genau die Zahlen sich verhalten werden, wenn nun viel selbst getestet wird. Allerdings geht Kretschmann davon aus, dass „wenn wir jetzt massenhaft testen, werden wir natürlich mehr Infektionen feststellen“. Es sei durchaus erwünscht, wenn dadurch die Dunkelziffer aufgehellt werde.
Je mehr Infektionen festgestellt und verfolgt werden könnten, desto schneller ließen sich auch die Zahlen drücken. Dies sei der Vorteil.
Großer Puffer im Öffnungsplan
Daher gab es im sogenannten Öffnungsplan von Bund und den Bundesländern einen großen Puffer. Die Inzidenzzahlen von 50 bis 100 seien hier wichtig, war beschlossen worden. Nun wird überall wieder geschlossen. Kretschmann wird von dem Physiker Kai Nagel darin bestätigt, dass die Fallzahlen steigen werden. Der hat in Modellrechnungen für die Merkel-Regierung die Pandemie untersucht.
„Die Inzidenzwerte (würden) voraussichtlich erst mal wieder ansteigen“, wenn es zu Schnelltests kommt. Das Infektionsgeschehen aber würde sich weiter reduzieren, denn die Tests würden diesen Prozess beschleunigen. So hieß es vor kurzer Zeit – und nun herrscht Panik.
Demgegenüber wiederum äußerte sich der Virologe Hendrick Streeck der FAS gegenüber skeptischer. Die Erfassungssystematik der Zahlen habe sich immer wieder verändert. Daher dürfte nicht nur ein einzelner Indikator ausschlaggebend für Entscheidungen sein.