Schon seit längerer Zeit besteht die Hoffnung, Vitamin D könne ein Schlüssel auf dem Weg zur Milderung der Krankheitsverläufe nach einer Sars-Cov-2-Infektion sein. Nun zitiert das Ärzteblatt eine interessante Studie, die dies offenbar bestätigt – allerdings keinen wissenschaftlichen Status genießen kann.
Sterberisiko ist gesenkt worden
Aus der Studie ergibt sich zumindest ein begründeter Verdacht, dass es sinnvoll sein kann, Vitamin-D u verabreichen, um das Sterberisiko bei schweren Verläufen deutlich zu senken. Die Studie wurde im „Lancet“ publiziert (2021; https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=3771318).
Dabei wurden Patienten mit einem Mittel namens Calcifediol behandelt, das ein Derivat (ein Ersatz) für Vitamin D darstellt und offenbar rasch seine Wirkung entfaltet. Die aus wissenschaftlicher Sicht bedeutende Schwäche der Studie: Wie üblich wurde eine Gruppe von Patienten gebildet, die – nach der Einweisung in das Krankenhaus – das Mittel erhielt, während eine andere Gruppe diesen Wirkstoff nicht enthielt.
Wissenschaftlich üblich wäre es, diese Auswahl randomisiert, also zufällig zu treffen. Dies geschah nicht. Insofern ist die Auswahl nicht repräsentativ und kann statistisch betrachtet die Ergebnisse verzerren. Zudem wussten die betreffenden Ärzte Bescheid, sodass auch hier die Auswahl beeinflusst worden sein kann – was wiederum die Objektivität und die Wiederholbarkeit solcher Studien verhindert.
Dennoch zeigen sich interessante Hinweise: Hier berichtet die Universität Barcelona bzw. ein Team um die Forscherin Natalia Garcia-Giralt. Auf fünf Stationen seien insgesamt 551 Patienten mit Calcifediol versorgt worden. Auf weiteren drei Stationen haben 379 Patienten keine solche Vitamin-D-Substitution (also einen Ersatz wie Calcifediol) erhalten, wobei 50 Patienten zu einem späteren Zeitpunkt dennoch die Gabe erhielten.
Im Ergebnis sind von den 51 Beahndelten 5,4 % auf Intensivstationen verlegt worden – 21,1 % in der Kontrollgruppe der Nicht-Behandelten. Aus den Daten inklusive der Vorerkrankungen habe sich bei dieser Betrachtung das Risiko auf eine Intensivbehandlung um 82% gesenkt. Insgesamt sei das Sterberisiko um 64 % gesunken, nachdem 93 der insgesamt 930 Patienten gestorben sind.